Welche Handtasche fehlt uns noch? Die Geschichte der sich ständig wechselnden Handtasche begann doch − zusammengefasst − so: Nachdem wir in den Neunzigern entweder Nylon von Prada, Segeltuch von Louis Viutton oder alt aussehendes Leder von Balenciaga zu Tode geschleppt haben, brach eine Welle neuer It-bags über uns herein. Die Luxusmarken sahen − zu Recht − einen Bedarf.
Und auch, wenn sich die Marketingabteilungen ganz doll Mühe gaben, uns glauben zu lassen, dass die It-bags zurückkommen (Dior, Fendi) − An den einstigen Erfolg von Phoebe Philo bei Céline kam zuletzt selbst Daniel Lee bei Bottega Veneta nicht ran.
Das Einzige, was uns in den vollen Schränken noch fehlte (Jüngere kauften Vintage), war allenfalls Geflochtenes und Gehäkeltes. Aber das war uns dann auch lieber von einer kleinen Marke als von Dolce & Gabbana.
Was also nun?
Die Designer haben nie aufgehört, neue Handtaschen zu kreieren. Noch einmal wollten sie so einen Hype ums Accessory nicht verpassen. Daher dient der Laufsteg nach wie vor als Inspiration, wenn es in der Handtaschenkammer zu langweilig geworden ist. Für die Frühjahr/Sommerseason 2022 lohnt sich wieder ein Blick darauf.
Handbags 2022
Es ist die Zeit für Frauen, die ihre Gruppenzugehörigkeit mit weniger leicht zu dechiffrierenden Wiedererkennungszeichen ausdrücken als Statushandtaschen.
Bei Saint Laurent sehen wir mehr eine Attitüde als einen Taschentrend. Vielmehr geht es dem Stylisten darum, die Unabhängigkeit von der Handtasche zu demonstrieren: Praktisch wird sie bei den verschiedenen Looks einfach in den Gürtel gesteckt. Kein unnötiges Brimborium.
Die Grundidee ist gut: Armreif und Handtasche in Einem. Nur: Passt da auch mein Handy rein? Im Vergleich zum Wintermodell, das es aktuell zB im Matchesfashion-Onlineshop(Bild unten) gibt, sieht das neue Sommermodell (Bild oben) etwas geräumiger aus.
Als Umhängetasche (ein extra Riemen ist im Kaufpreis von 1.100 Euro inbegriffen) fasst sie gerade noch so ein iPhone 13 Pro Max. Aber ums Handgelenk geschnallt, endet da der Influencer-Traum. Glücklich, wer ein kleineres Handy verwendet. Die Kombination aus rosafarbenen Lederplissées mit dem grünen Outfit bleibt aber so oder so eine gute.
Neue Styles um jeden Preis?
Immer wieder schön, selten so gelungen wie hier: Tasche und Kleidung im total match. Im Grunde ist es die doppelte Dekadenz. Denn man investert hier nicht nur in eine Luxustasche, sonder auch noch in ein Outfit, das die neue Tasche cameleonartig verschwinden lässt.
Wenn Chanel beim aktuellen 60ies Revival nicht mächtig mitmischen würde, wären all die schönen, geraden Schnitte von Coco Chanel verschenkt. Aus diesem Hause kommend sieht sogar eine Handtasche aus Kugelperlen entzückend aus.
Kommt man nicht drauf, aber diese schöne Korbgeflechttasche stammt aus der aktuellen Sommerkollektion von Givenchy. Bei aller Liebe muss man aber zugeben, dass es sich dabei um ein reines Designstück handelt. Denn alles, was man in ein Korbgeflecht geben möchte (Flasche Wein, Decke), passt nicht. Und alles, was man in eine Handtasche geben würde (Lippenstift, Handy) purzelt raus.
In dieser Handtasche bleibt der Lippenstift zwar drin, viel mehr passt aber auch schon nicht rein − eine klassische Gala-Handtasche, wenn man keine Fotos machen möchte/muss.
Photo Credit: catwalkpictures